Effektive Prävention und Bekämpfung von Gewalt an Frauen – ein Update des Konzeptes Frauenhaus

Der Mangel an Plätzen in Frauenhäusern ist in vielen Städten Hessens ein bekanntes
Problem, besonders während der Corona Pandemie stiegen die Zahlen der Fälle
häuslicher Gewalt an Frauen an und verschärfte die Lage erheblich. Die Jungen
Liberalen Hessen befürworten dementsprechend den Ausbau von Frauenhäusern und sehen
die Investition in diese als notwendig an, um gegen Gewalt an Frauen aktiv
vorzugehen. Dennoch muss auch hier das Konzept Frauenhaus näher unter die Lupe
genommen werden, um zu überprüfen, ob es effektiv genug ist, die Verhütung und
Bekämpfung von Gewalt an Frauen zu gewährleisten. Die Jungen Liberalen Hessen haben
erkannt, dass ein bloßer Ausbau an Frauenhausplätzen nicht die alleinige Lösung
darstellt, um Frauen langfristig aus ihrem Abhängigkeitsverhältnis herauszuholen. Bis
zu sieben Mal kehren Frauen in ihre prekäre Ausgangslage zurück, aus der sie in
Frauenhäusern Schutz suchen. Es wird deutlich, dass selbst wenn mehr Plätze für
schutzsuchende Frauen angeboten werden ein ganzheitliches Konzept fehlt, um Frauen in
ein selbstständiges und eigenverantwortliches Leben zu führen aus dem sie nicht mehr
flüchten müssen. Mit Blick auf die Einhaltung der Istanbul Konvention, zu der sich
Deutschland mit der Ratifizierung 2017 gesetzlich verpflichtet hat, fordern die
Jungen Liberalen Hessen deshalb ein Update des Konzeptes Frauenhaus in Form eines
drei Stufen Konzeptes. Innerhalb dieser Thematik darf nicht vergessen werden, dass nicht nur Frauen Opfer von Gewalt sind. Auch beispielsweise Männer oder Personen der LGBTIQ Community erleben häusliche Gewalt, weshalb dieses Konzept auch für Hilfsprogramme anderer Schutzsuchenden erschlossen werden sollte.
Wir fordern:
Die Implementierung eines drei Stufen Konzepts, um Gewalt an Frauen langfristig zu
bekämpfen. Das Konzept soll zunächst in einem Pilotprojekt auf seine Wirksamkeit
geprüft und anschließend flächendeckend in Hessen umgesetzt werden. Ist seine Wirksamkeit nachgewiesen, soll das Konzept auch auf andere schutzsuchende Gruppierungen ausgedehnt werden, wie z.B. vor häuslicher Gewalt schutzsuchende Männer oder Personen der LGBTIQ Community. Das Konzept besteht aus einer Akutphase, einer Stabilisierungsphase und einer Entlassungsphase, die nacheinander ablaufen und ineinander übergreifen.
In der Akutphase werden Frauen in den bereits vorhandenen Frauenhäusern, wie bisher,
aufgefangen und psycho-sozial betreut. Der Fokus soll darauf gelegt werden die Frauen
„an die Hand zu nehmen“ und maximal zu unterstützen. In gemeinsamen Gesprächen mit Betroffenen, Sozialarbeitern und Psychologen, sowie anderen Experten soll individuell entschieden werden, wann der Eintritt in Stufe zwei realisiert werden soll. Voraussetzung sollte die Bereitschaft sein in Stufe zwei eintreten zu wollen. Auch darf nicht vergessen werden, dass Frauen häufig mit ihren Kindern flüchten. Frauen sollten dementsprechend bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützt werden. Die psycho-soziale Gesundheit der Kinder muss auch hier im Fokus stehen.
In der Stabilisierungsphase sollen Wohnungen zur Verfügung gestellt werden, in denen
jede Frau sowohl allein als auch in Wohngemeinschaften (WG) lernt wieder ein
unabhängiges Leben zu führen. Die Frauen sind mehr oder weniger auf sich gestellt,
bekommen jedoch weiterhin individuell abgestimmt die Unterstützung, die sie
benötigen, um den Übergang in die Unabhängigkeit zu erleichtern. Der Fokus soll in
Phase zwei weiterhin auf der psycho-sozialen Betreuung liegen, sowie auf der Jobsuche bzw. auf der Suche nach geeigneten Ausbildungsmöglichkeiten, um langfristige finanzielle unabhängig zu schaffen. Eine Stufenweise angehobene Miete, soll den normalen Lebensalltag so realistisch wie möglich gestalten. Hier muss ebenfalls auf die individuellen Bedürfnisse und Lebenssituationen der Frauen eingegangen werden. Pauschale Grenzen sind kontraproduktiv. Die Wohnungen, sind wie die Frauenhäuser geheim zu halten. Außerdem muss ein Schutzkonzept implementiert werden (z.B. Notfallbutton), die Frauen aktiv vor Gewalt ausgehend von ungebetenen Besuchern, schützt.
In der Entlassungsphase sollen Die Frauen die Einrichtung verlassen und können mit
einer gestärkten Resilienz ihren Alltag bewältigen. Die erlernte Selbstständigkeit kann nun im eigenen häuslichen Umfeld ausgelebt werden. Sozialarbeiter und Psychologen bieten den Frauen in immer größer werdenden Abständen Hausbesuche, sowie ihre Unterstützung an, bis diese nicht mehr benötigt werden.