Zurück in die Zukunft… mit dem Gesundheitssystem! – Die liberale Antwort auf den Fachkräftemangel

Präambel

Die Gesundheit ist unser höchstes Gut“. Spätestens jetzt, während die Welt in der Corona-Pandemie steckt, wird deutlich, wie wertvoll Gesundheit eigentlich ist und wie viel unser Gesundheitssystem täglich leistet. Der Fachkräftemangel von Gesundheitsberufen ist eines der vielen Probleme, die gerade jetzt immer spürbarer werden und unser Land vor eine große Herausforderung stellen. Ein Personalmangel von ca. 400.000 Fachkräften im Jahr 2030 wird nach aktuellen Prognosen erwartet. Wenn sich nicht bald etwas tut sind die katastrophalen Zustände während der Hochphase der Pandemie im März 2020 nur der Anfang.

Überstunden, Stress und schlechte Arbeitsbedingungen, die durch zu geringe Löhne nicht ausgeglichen werden, machen Pflege- und medizinische Assistenzberufe gerade für Berufseinsteiger unattraktiv. Wer aber denkt, dass Lohnerhöhungen allein das Heilmittel für den Fachkräftemangel sind, wie es so oft postuliert wird, irrt. Hier wollen wir eingreifen: wir setzen auf mehr Effizienz durch innovative Konzepte, die Entlastung bringen und den Arbeitsalltag angenehmer gestalten. Somit werden neue Rahmenbedingungen geschaffen, die ein langfristig wirksames und fortschrittliches Gesundheitssystem gewährleisten. Ganz nach liberalem Grundsatz: wer Leistung bring soll dafür auch angemessen belohnt werden.

Antrag

Um der komplexen Problematik des Fachkräftemangels in Gesundheitsberufen entgegenzuwirken, fordern die Jungen Liberalen Hessen:

1. Digitalisierung

1.1. Breitbandausbau: Um die Digitalisierung in Hessens Krankenhäusern und im gesamten Gesundheitssystem zu ermöglichen bedarf es zunächst eines grundlegenden Breitbandausbaus. Er ebnet den Weg für alle bestehenden und in Zukunft noch nötigen, wie folgenden digitalen Errungenschaften. Wir fordern konkret: den flächendeckenden Breitbandausbau so schnell wie möglich umzusetzen.

1.2. Big-Data: Wir setzen uns für die Schaffung einer umfangreich auswertbaren Datenbasis, bestehend aus anonymisierten, zur Verfügung gestellten Daten, ein. Diese sollen aus den elektronischen Krankenakten der Patienten, Datenspenden aus bereits existierenden Gesundheitsapps und den Dokumentationsdaten von Krankenhausaufenthalten oder Arztbesuchen erhoben werden.

1.3. Künstliche Intelligenz (KI): Wir fordern die Einführung und Weiterentwicklung künstlicher Intelligenzen in medizinischen Anwendungsbereichen, die im Ausland bereits Erfolge erzielt hat und auf Basis von Big-Data- und Krankheitsanalysen die Diagnose beschleunigt, Krankheitsverläufe vorhersagen kann und somit medizinisches Fachpersonal effizient unterstützt. Auch fordern wir, dass Potential von KI zu nutzen, um sie in der Koordinierung von Rettungseinsätzen einzusetzen.

1.4. E-Health: Wir fordern die Einführung einer verpflichtenden elektronischen Krankenakte, welche Arztbesuche, verschriebene Medikamente und Krankheitsverläufe auflistet. Multimedikationen gehören somit der Vergangenheit an und Dokumentationen, Diagnosen und Behandlungen werden beschleunigt. Der Zugang muss stets für Personal und Patienten über eine zentrale App oder Webseite möglich sein. Um Transparenz zu schaffen, soll der Patient die Möglichkeit haben, jederzeit nachvollziehen zu können, wer Zugriff auf seine Akte hat. Auf unautorisierte Zugriffe müssen zum Schutze der Privatsphäre empfindliche Strafen folgen. Auch die Weitergabe seiner Daten an die Big-Data-Lösung (s.o in 1.2 ) muss freiwillig und dann ausschließlich anonymisiert erfolgen.

1.6. Telemedizin: die Telemedizin muss zu einer Alternative werden. Egal, ob in der Stadt oder auf dem Land: Wir fordern, Telemedizin flächendeckend möglich zu machen und ihre Wirksamkeit dabei stetig zu evaluieren.

1.7. Robotik: Während in Operationssälen unterstützende Robotik wie Endoskope zum Alltag gehören, ist sie in Bereichen wie der Pflege noch nicht angekommen. Robotik soll durch ihre präzisere Arbeitsweise im Vergleich zu menschlichen Händen oder bei schwerer körperlicher Arbeit das medizinische Fachpersonal unterstützen, aber nicht ersetzen. Auch die Übernahme von simplen, jedoch notwendigen Aufgaben wie der Lieferung von Mahlzeiten, die dem Pflegepersonal wertvolle Zeit für ihren eigentlichen Beruf, nämlich dem Pflegen von Patienten nehmen, ist denkbar. Die Möglichkeiten der Robotik sind nicht ansatzweise erschöpft, deshalb fordern wir eine innovative Robotisierung im Gesundheitssystem, damit examinierte Pfleger endlich wieder ihren eigentlichen Tätigkeiten nachgehen können.

1.8. Datenspeicherung: Die Speicherung von Daten ist in Deutschland ein heikles Thema. Die Jungen Liberalen fordern jedoch, sich dessen nicht zu verschließen und sie unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen möglich zu machen. Somit öffnen sich neue Möglichkeiten, um das Gesundheitswesen effizient zu gestalten. Daten dürfen nur in dem Rahmen verarbeitet werden, wie es die DS-GVO oder zukünftige nationale und europäische Gesetze ermöglichen.

 2. Migration

Eine gezielte Migration von Fachkräften nach Deutschland ist für den Erhalt des Wirtschaftsstandortes unvermeidbar. Die Fachkräftestrategie der Bundesregierung ist auf ihre Wirksamkeit zu prüfen und anzupassen, um größtmögliche Effektivität zu gewährleisten. Wir fordern daher eine Evaluierung des Ist-Zustandes. Zusätzlich fordern die Jungen Liberalen, dass im Ausland verstärkt für den deutschen Arbeitsmarkt geworben wird und die Möglichkeit für alle Interessenten besteht, grundsätzliche Qualifikationen wie digitale oder in Präsenz stattfindende Sprachkurse innerhalb des eigenen Heimatlandes zu absolvieren.

3. Ausbildung

3.1. Rahmenbedingungen in der Ausbildung: Kostenlose Arbeit schafft weder Attraktivität noch ist sie gerecht! Wir fordern die Bezahlung aller Auszubildenden in Gesundheitsberufen, die an einer staatlichen Einrichtung ihre Ausbildung absolvieren. Dazu soll der schulische und der praktische Anteil während der Ausbildungszeit so koordiniert werden, dass eine Bezahlung zu rechtfertigen ist. Schulgeld für eine Ausbildung zu zahlen ist an Privatschulen vielleicht Gang und Gäbe, dies sollte jedoch nicht für staatliche Einrichtungen gelten. Wir fordern deshalb die Abschaffung des Schulgeldes in Hessen, um Auszubildende nicht schon zu Beginn ihres Arbeitslebens in die Verschuldung zu stürzen.

3.2. Akademisierung: Um mehr Schulabgänger für einen Gesundheitsberuf zu begeistern, sollte die Ausbildung sowohl mit einem guten Realschulabschluss möglich sein als auch die Chance bieten, einen akademischen Werdegang (während der Ausbildung) zu beschreiten. Wir fordern daher die Akademisierung von Gesundheitsausbildungen in Form von integrativen Studiengängen, die optional gehalten sind. Zusätzlich fordern wir die Implementierung von Tutoren in den meist Betriebsratlosen Ausbildungsinstitutionen, die die Betreuung und Vertretung der Auszubildenden gegenüber den Ausbildern zur Aufgabe haben.

3.3. Aufklärung an Schulen: Die Ausbildungen bzw. das Berufsleben attraktiver zu gestalten ist sinnvoll, jedoch darf nicht vergessen werden, dass die Entscheidung der Berufswahl ein Prozess ist, der schon in der Mittelstufe geprägt wird. Deshalb wollen wir Jungen Liberalen hier ansetzen und durch Schulveranstaltungen mit Podiumsdiskussionen und Infoständen der einzelnen Betriebe und Berufe die Gesundheitsberufe vorstellen. Somit wird jungen Menschen das meist unbekannte, jedoch vielfältige Angebot nähergebracht. Die Veranstaltung soll einmal im Jahr stattfinden und die Mittel- und Oberstufe aller Schulzweige ansprechen.

3.4. Quereinsteiger: Lebenslanges Lernen und die Möglichkeit, stets aus seinem Status quo etwas Besseres machen zu können, sind Teile der DNA von uns Liberalen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Fort- und Neubildungsangebote geschaffen werden, die einen Einstieg in und einen Aufstieg im Gesundheitssystem ermöglichen.

4. Prävention

Privatunternehmen ausgeschrieben werden. Die Inhalte sollen jedoch, aus Gründen der Neutralität, vom BMG bestimmt werden

4.2. Gesundheitszentren (GZ): Um Krankenhäuser langfristig zu entlasten, fordern wie ein Pilotprojekt, welches sich mit der Implementierung von Gesundheitszentren in hessischen Städten auseinandersetzt. GZ sollen die überfüllten Krankenhäuser dadurch entlasten, dass sie diagnostische und therapeutische Dienstleistungen auf kurzem Wege schnell und umfassend abdecken. Im skandinavischen Raum ist dies bereits ein erfolgversprechendes Modell und soll auch hierzulande Einzug halten. Zusätzlich können GZ dafür genutzt werden, Auszubildenden Praxiserfahrung zu ermöglichen und ihnen die interdisziplinäre Arbeit näherzubringen.

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