Mein erster Landes- und Bundeskongress

Mein erster Landes- und Bundeskongress

Bericht von Vivien Florczyk

Es war nicht einmal ein Monat vergangen als der letzte Stammtisch im März war. Dort schlug ich das erste Mal als Interessierte auf. Ganz gespannt was mich erwartet und wie die JuLis so drauf sind, machte ich den ersten Kontakt mit Julia. Julia erzählte mir viel über die FDP, die JuLis und beantwortete mir all meine Fragen. In diesem Informationsaustausch erwähnte Julia auch den Landeskongress. Sie fügte schnell hinzu: „Wenn du die JuLis richtig kennen lernen möchtest, dann komm zum Landeskongress!“ Angetan von dieser Aussage, habe ich sofort zugesagt.
Ganz gespannt, wie das Wochenende sein wird, reiste ich völlig erwartungslos in dem kleinen Städtchen Borken (Hessen) mit der Bahn an. Das Hotel, wo der Landeskongress stattfand, war vom Bahnhof nur 5 Gehminuten entfernt.
Direkt am Freitagabend fand das Neumitgliederseminar statt, auf dem Martin uns alles noch mal genauer über die JuLis als Organisation erzählte und uns auf die nächsten zwei kommenden Tage vorbereitete. Wir lernten die Regeln und Handzeichen (und auch einige Tricks), die auf dem Kongress zu beachten sind, kennen und machten einen ersten Testdurchlauf mit einem Beispielantrag. Nach zwei aufschlussreichen Seminarstunden, hatten wir noch ein wenig Zeit bis zum Abendessen. Die Zeit nutzten wir, um uns schon mal den Saal anzuschauen, der bereits von den Landesvorstandsmitgliedern vorbereitet wurde. Es sah alles schon sehr professionell aus. Nachdem man noch ein letztes Mal die Technik prüfte, gingen wir dann auch los, um uns eine wohlverdiente Pizza zu gönnen. Beim gemeinsamen Abendessen hatten wir die Chance die Landesvorstandsmitglieder kennen zu lernen und uns einen Einblick in die Arbeit der JuLis und des Landesvorstands zu verschaffen. Es ließ sich bestätigen: alle liberal und cool!

 

Samstagmorgen: der Tag an dem alle anreisten – oben vor dem Saal war schon einiges los. Zeitungen zum mitnehmen lagen aus (man muss schließlich immer auf dem aktuellen Stand bleiben), Anmeldungen wurden registriert und die Bändchen ausgeteilt. Der Saal war schon voll und alle freuten sich, sich wieder zu sehen – die Atmosphäre war absolut positiv. Man spürte, dass sich alle auf eine erfolgreiche und schöne Debatte freuten. Vorne auf der Bühne saß das Präsidium und der Landesvorstand. Zunächst eröffnete der Landesvorsitzende Lukas den Kongress mit einem Grußwort und wünschte uns enthusiastisch einen erfolgreichen und diskursstarken Kongress. Danach folgte die Wahl eines Nachfolgers für Martin, da dieser seine Amtszeit im Landesvorstand beendete. Die Wahl verlief recht schnell: Lisa, stellv. Landesvorsitzende schlug Niklas aus ihrem Kreisverband Marburg-Biedenkopf vor. Niklas wurde mit großer Mehrheit zum Mitglied des Landesvorstands gewählt. Nach Klärung der ganzen Administration kam es endlich zum Leitantrag. Bei diesem ging es um das Thema Bildung. Schnell war klar, dass Bildung in Deutschland mehr gefördert werden muss. Insbesondere Ausbildungen müssen „attraktiver“ gestaltet werden – nicht nur für Schulabgänger, sondern auch für die Unternehmen selbst. Durch die eindeutige Klarheit des Antrags, die starken Forderungen und einer klugen Ausformulierung, war die Debatte recht kurz und der Antrag wurde beinahe einstimmig vom Kongress angenommen – dies war der einer der am wenigsten abgeänderten Leitanträge überhaupt!
Während der Leitantrag recht schnell behandelt und angenommen wurde, sah das bei den anderen Anträgen anders aus. Hier waren viele Meinungen unterschiedlich und es wurde heiß diskutiert. Es kamen auch die Handzeichen in Einsatz, die uns Neulingen am Vorabend erklärt wurden. Das Gelernte konnte man im ganzen Geschehen nun nachvollziehen – und es ist wirklich nicht so schwer, wie es sich am Anfang anhörte. Politik ist easy, möge man meinen. So einfach ist es dann doch nicht, denn man hatte auch während des Kongresses immer wieder mal paar Verständnisfragen. Auch sind die Meinungen innerhalb einer Partei oder Jugendorganisation immer unterschiedlich, was gut ist, da ansonsten kein Meinungsaustausch und keine Diskussion stattfinden würde. Dabei ist das ja gerade Politik, Verschiedenes durchzusprechen, um letztendlich zur bestmöglichen Lösung zu kommen. Aber wie werden die verschiedenen Meinungen festgehalten? Das geschieht über Änderungsanträge. Änderungsanträge werden beim Präsidium, der Kongressleitung, eingereicht. Der Antragsteller begründet den Änderungsantrag, um zu erklären warum dieser sinnvoll ist und mit in den Originalantrag aufgenommen werden soll bzw. diesen abändern soll. Natürlich wird an dieser Stelle nochmal über den Änderungsantrag diskutiert und abgestimmt. Änderungsanträge können mal größere mal kleinere Auswirkungen auf den Originalantrag haben. Manchmal sieht der Originalantrag nach den vorgenommenen Änderungen ganz anders aus.
Zwischen den ganzen Anträgen haben uns einige Gäste während des Kongresse besucht. Unter anderem war Nicola Beer bei uns, die Generalsekretärin der FDP und MdL. In ihrer Rede bezog sie sich nochmals auf unseren Leitantrag zum Thema Bildung. Schön war, dass sie noch ein wenig geblieben ist und zu einem Antrag, der nach ihrer Rede folgte, mit debattierte. Außerdem fand ich es erfreulich zu sehen, dass viele einfach auf sie zugingen um mit ihr zu sprechen, andersrum aber suchte auch sie den Kontakt zu den JuLis. Das gab einem den ersten Eindruck von flachen Hierarchien bei der FDP und natürlich die Wertschätzung der Jungen Liberale. Neben Nicola Beer war auch der Bundesvorsitzende Konstantin Kuhle da, der den Bundeskongress eine Woche später in Oberhausen und das parallel laufende Spring Lab ankündigte, wo meine Ohren ganz schön spitz wurden. Gäste auf dem hessischen Landeskongress kamen auch aus Nordrhein- Westfalen, Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Alle trafen sich später auf der Party und spätestens zur JuLi Hymne waren dann wirklich alle zusammen! Obwohl wir Neulinge vorgewarnt wurden, dass die JuLi Hymne einen sehr speziellen Charakter habe, gefiel sie mir doch sehr gut. Sie bewirkt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, das man einander brauche, da jeden einzelnen für die Politik wichtig ist. Außerdem erinnert es nochmal an die Werte, wofür wir Jungen Liberale stehen.
Obwohl viel getrunken, viel getanzt und kaum geschlafen wurde, waren am nächsten morgen sehr viele fit und bereit für eine neue und letzte Runde an dem Wochenende. Man kann nicht sagen, ob es am Vorabend lag oder einfach weil die Anträge an dem Sonntag besser auszudiskutieren waren, jedoch war der Sonntag sogar lebendiger als der Vortag. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Antrag zum europäischen Bundesstaat. Dieser kurze im Antragsbuch (für mich) nichts aussagende Antrag ließ uns allen doch unterschiedliche Meinungen haben. Das Thema ist angesichts der aktuellen Situation sehr sensibel, da ist klar, dass alle etwas zu sagen können. Da auch ich eine Meinung zu Europa habe ergriff ich die Chance und ging völlig aufgeregt nach vorne. Vor lauter Nervosität vergaß ich was ich überhaupt sagen wollte. Doch der erste Schritt war getan und es kam der Moment, dass ich nach oben auf die Bühne gerufen wurde. Mitten auf dem Weg wurde ich angehalten, was mich dann noch nervöser machte. Denn bevor ich sprechen durfte, musste ich erst einmal von der Gemeinschaft aufgenommen werden. Glücklich und froh war ich darüber, als ich einstimmig aufgenommen wurde. Das legte meine Nervosität und ich legte mit meinem ersten Redebeitrag los. Auch wenn ich noch unsicher auftrat, applaudierten mir die Leute zu meinem ersten Redebeitrag. Jetzt war ich sehr froh mich getraut zu haben und hatte Lust auf mehr bekommen! Nach meiner Aufnahme wurde ich auch direkt gefragt, ob ich nicht auch auf die Ersatz-Delegierten-Liste möchte. Einwenig ahnungslos was es bedeutete stimmte ich einfach zu. Bei der Wahl der Delegierten verstand ich erst, dass es darum ging, wer alles beim Bundeskongress die Meinung des Landesverbands Hessen vertreten darf. Der Ersatzdelegierte springt ein wenn der Delegierte in irgendeinem Fall nicht kann. Es machte mich stolz als ich bei der Wahl der Ersatzdelegierten recht weit vorne auf der Liste als Neuling gewählt wurde. Bereits jetzt, nach nur einem Wochenende, habe ich mich voll dazugehörig gefühlt.
Nach einem tollen Landeskongress freute ich mich schon sehr auf den Bundeskongress die kommende Woche drauf. Die Anreise war allerdings ein absolutes Abenteuer. 2:00 Uhr Samstagmorgen: auf dem Weg zum Frankfurter Hauptbahnhof mit dem Nachtbus, da die U- Bahnen nicht mehr fahren, um um 03:20 Uhr den Zug nach Oberhausen zu bekommen. Erleichtert, dass alles gut geklappt hat komme ich einwenig zu früh in Oberhausen an. Ich kann es kaum abwarten bis es losgeht und freue mich auf die Seminare, die ich auf jeden Fall besuchen möchte. Das erste Seminar hieß „pointiert argumentieren“, wo ich erwartete zu lernen wie ich nun richtig überzeugend meine Argumente auf der Bühne hervorbringe. Meine Erwartung blieb leider ein wenig auf der Strecke, da das Seminar Rhetorik allgemein durchging.
Wir lernten, welche Haltung wir einzunehmen haben, Arten der Tonlage und noch anderes. Das Top Kriterium ist allerdings sich wohlfühlen!
Nach dem Rhetorikseminar ging es sofort weiter zum Seminar „Richtig debattieren“. Hier ging es hauptsächlich um den Aufbau einer guten Argumentation und die korrekte Durchführung einer Debatte. Als Gruppe spielten wir eine Debatte durch – es entstand eine lebendige Atmosphäre. Eigentlich die perfekte Vorbereitung, um in den Bundeskongress, der parallel lief, einzusteigen und einen Redebeitrag zu leisten. Leider war der schon um 14:00 Uhr vorbei. Dann eben wieder Pizza. Gestärkt kamen wir zurück um uns das Politic Slam anzusehen mit Special Guest Christian Lindner (das Abenteuer muss sich ja dann auch schon gelohnt haben). Die Show war richtig mit Lichteffekten und Musik aufgepimmpt. Es war ja schließlich der größte BuKo aller Zeiten! Die Bundestagskandidaten zeigten sich auf der Bühne, die Spitzenkandidaten aus Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sprachen für die FDP zu den bevorstehenden Wahlen. Und dann kam endlich Christian Lindner – lässig, sportlich-schick in Sportschuhen und Sakko. Cool und liberal eben! Er sprach lange und vieles von ihm Gesagte wurde von der Mehrheit mit Kopfnicken und Applaus befürwortet. Es gab viel Applaus – zu recht. Der Mann hat es echt drauf und kommt gut an – schön, dass die FDP nach Guido Westerwelle wieder eine authentische Person an der Spitze hat.
Nach einem anstrengenden, aber echt coolen Samstag wurde ich dann doch noch überredet mit auf die größte Party aller BuKos zu kommen. Die Party war wie immer ein Renner – danke hierfür an DJ Florian, der sich somit sein Lebenstraum erfüllte.
Danke auch an Rebecca, Christoph und Lukas, die mich spontan bei sich aufgenommen haben und mich bestens mit Zahnbürste und Shampoo versorgt haben – ein hoch auf die Spontanität!
Der Sonntag war dann der letzte Tag des großartigen BuKos. Das hieß auch das letzte große Event vor Ostern neigte sich dem Ende zu. Am letzten Tag wurde noch das Wahlprogramm besprochen und abgestimmt. Es gab noch jede Menge Änderungen.
Mein Fazit: Der BuKo hat nochmal einen ganz anderen Charakter als der LaKo.
Das Resultat, das ich aus den zwei spannenden Wochenenden ziehe ist, dass es schön ist in einer tollen Gruppe, in der man sich absolut sofort willkommen und wohl fühlt, miteinander über Politik zu diskutieren. Dabei können die Meinungen und Ansichten so verschieden sein, es wird einander respektiert. In diesem Sinne bin ich froh nun auch ein offizieller JuLi zu sein.

 

Hier gibts Fotos vom LaKo in Borken und hier vom BuKo in Oberhausen.